Kreativität in der Küche
Interludium
„Was machen Thais, wenn sie nicht gerade kochen?“
„Sie überlegen, was sie als nächstes kochen könnten.“
Mitunter werde ich von Freunden gefragt, woher denn die ganzen Ideen für eigene Rezepte kommen. Angefangen hat die Kochleidenschaft, als ich mit 18 Jahren in einer Jugendgruppe war. Ich half einer Entwicklungshelferin oft beim Kochen, natürlich die niedrigen Arbeiten: Gemüse waschen, putzen und kleinschneiden; Tisch decken; spülen, spülen, spülen – erst später auch mal Zwiebeln anschwitzen, Gemüse blanchieren, Reis kochen. Durch ihren Aufenthalt in Afrika kochte sie anders, als ich es bislang in der gutbürgerlichen Küche meiner Familie kannte – und es war ihre Begabung, ihre Freude am Exotischen, am Nicht-Alltäglichen, am Experiment an Andere weiterzugeben. Bei ihr spürte ich zum ersten Mal, dass Kochen nicht nur zur Nahrungszubereitung dient, sondern durch Kreativität, Spontaneität und Experimentierfreude zu einem eigenständigen Hobby, bei sehr guten Köchen sogar zur „Koch-Kunst“ wird.
In dieser Liga spiele ich natürlich noch lange nicht, aber ich koche seit Jahren nahezu täglich (was die Liebste von Allen recht gerne sieht, sie ist absoluter Kochmuffel).
Anfänglich hält man sich natürlich fast sklavisch an Rezepte, will möglichst genau an das „Original“ herankommen. Aber irgendwann bemerkt man, dass selbst Spitzenköche im Wortsinn „nur mit Wasser kochen“.
Rezepte sind keine 10 Gebote, kein Gesetz, keine Partitur.
Kochen ist Jazz, ist Improvisation, ist Spielfreude. Kochen ist aber ebenso die Freude an guten Einfällen der „Mitspieler“. Man geht ins Web oder stöbert in Rezeptbüchern; und hin und wieder entdeckt man ein Kleinod, das einen inspiriert.
Manchmal ist Kochen aber auch nur Wiederverwendung altbekannter Motive, das Nachspielen von „Classics“, oder auch nur die Wiederholung simpler „Tonleitern“ und Fingerübungen.
Dabei kommt dann auch das obige Zitat ins Spiel: Ein Blick in den Kühlschrank – Reste vom vorigen Essen – Anderes, das bald verbraucht sein sollte – Sind Grundzutaten da? Knoblauch, Zwiebeln, Tomaten oder Zitronengras, Ingwer, Galgant? – Was für Kräuter sind noch übrig?
Die Gedanken kreisen: Was passt wozu? Was wird noch benötigt? Ist genug Zeit für etwas Aufwand oder muss es schnell gehen?
Mitunter auch andersrum: Man steht im Geschäft und weiß noch so gar nicht, was gekocht werden soll. Da sticht einem etwas ins Auge – schöne Artischocken etwa, frischer Fisch oder ein schönes Stück Fleisch, knackiger Salat…
… auf dem Heimweg wird weiter sinniert, in der Küche noch ein prüfender Blick auf die Bestände.
Und dann entwickelt sich etwas, das kein Rezeptbuch, keine Website, kein Spitzenkoch vorplanen kann: Das (vielleicht) perfekte Dinner, nie zuvor gekocht und nie mehr wiederholbar:
Kitchenjazz.
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